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Vorwort

Haben Sie die Absicht zu bauen? Sind Sie darauf angewiesen, dass es nicht allzuviel kostet? Wollen Sie sich darum ein wenig mit der Welt des Bauens, die vielerorts einen etwas zweifelhaften Ruf geniesst, vertraut machen? Sind Sie speziell interessiert an Ratschlägen von einem Insider, der seine Karten aufdeckt und kritische Distanz hält zu den vielen Interessenorganisationen der Bauwirtschaft? Dann haben Sie, so hoffe ich wenigstens, genau das richtige Buch in den Händen!

An wen sich dieser Ratgeber richtet

Diese Publikation will ein Ratgeber sein für ganz gewöhnliche Baulustige, die günstig bauen wollen. Es kann ein Industrieunternehmen sein, dem die Fabrik zu klein geworden ist, aber auch ein Hauseigentümer, der sein in die Jahre gekommenes Einfamilienhaus sanieren will. Die Schwierigkeit bei dieser grossen Bandbreite unterschiedlicher Bauherren und Bauvorhaben besteht darin, dass nicht alle Bauinteressierten das gleiche wissen wollen. In der Regel nimmt der Wissensdurst mit der Grösse des Bauvorhabens zu.

 

  • Bauherren von grossen Bauvorhaben

In diesem Buch geht es primär darum, Bauherren von grösseren und teilweise nicht alltäglichen Projekten mit den nötigen Informationen zu versorgen. Ein gewisser Tiefgang der Betrachtung ist daher unerlässlich, was zwangsläufig zu einem recht dicken Buch führt.

 

  • Bauherren von Einfamilienhäusern

Die zahlenmässig viel grössere Gruppe von Baulustigen, die sich mit eher kleineren Bauvorhaben befasst, soll aber auch auf ihre Rechnung kommen. Speziell zum Einfamilienhaus, der wohl häufigsten Bauaufgabe überhaupt, enthält dieses Werk viele kritische und prägnante Hinweise. Auf einer Tabelle am Ende von Kapitel 9 ist übersichtlich dargestellt, wo sich in diesem Buch die Informationen befinden, die besonders für Bauherren von Einfamilienhäusern nützlich sind.

Professionelle Bauherren, etwa bei der öffentlichen Hand oder bei grossen privaten Unternehmungen, wissen natürlich schon alles über das Bauen. Sie brauchen keine Ratschläge. Die Empfehlungen in diesem Buch richten sich daher nicht an Profis, sondern ausschliesslich an Laien, die zwar bauen wollen, aber nichts davon verstehen. Darum ist das Buch auch so geschrieben, dass es von Leuten verstanden wird, die nur eine ganz grobe Ahnung vom Bauen haben.

Vorsicht, Baustelle!

Bauen ist zwar nicht ein Buch mit sieben Siegeln, aber doch einiges komplizierter und weitreichender als etwa der Kauf eines Autos. Eine gewisse Ernsthaftigkeit ist dabei also durchaus angezeigt. Aber was macht das Bauen eigentlich zu einem derart respekterheischenden Ereignis?

Ein erster Grund ist die fehlende Routine: man baut nur selten. Eine übliche Familie wagt normalerweise einmal im Leben das Abenteuer eines Hausbaus. Aber auch grössere Industrieunternehmen mit vielleicht tausend Beschäftigten realisieren unter Umständen lediglich alle zwanzig Jahre einmal ein grösseres Bauvorhaben.

Ein zweiter Grund sind die hohen Kosten: bauen ist in aller Regel sehr teuer. Ein Wohnhaus ist vielfach die grösste Auslage überhaupt, die eine Familie in einer Generation tätigt. Auch für ein Unternehmen gehören Bauprojekte zu den grösseren Investitionen. In beiden Fällen können Fehlkalkulationen oder Kostenüberschreitungen fatal enden, in Konkursen oder persönlichen Tragödien.

Bauen ist somit nicht nur existentiell teuer, viele Bauherren haben auch kaum Erfahrungen damit. Beide Faktoren zusammen ergeben eine herausfordernde Mischung. Da finanzielle Abenteuer gefährlich sind, ist höchste Disziplin bei den Kosten daher in den meisten Fällen eine goldene Tugend. Fundierte Hinweise zum Vorgehen im allgemeinen und zum Sparen im besonderen dürften somit für die meisten Bauherren ziemlich interessant sein.

Zu diesen beiden traditionellen Gründen kommt noch ein aktueller hinzu, wieso ein Ratgeber für viele Bauherrschaften einem Bedürfnis entsprechen könnte. Im Bauwesen ist nämlich momentan nicht mehr so klar wie in früheren Zeiten, welches das unbestritten beste Vorgehen sei. Einst ist man einfach zu einem Architekten gegangen, wenn man bauen wollte. Neuerdings buhlen Generalunternehmer, Totalunternehmer oder integrale Unternehmer um die Gunst des bauwilligen Publikums. Der ganze Markt scheint sich in einem Umbruch zu befinden.

Ein Wegweiser durch das Dickicht der Möglichkeiten ist darum gerade heute besonders angebracht.

Nötig ist der Blick fürs Ganze

Das Bauen ist natürlich nicht das einzige Gebiet, wo es um viel Geld geht und wo Fehler teuer zu stehen kommen können. Das gleiche gilt beispielsweise bei den Steuern, aber auch bei Versicherungen und Kapitalanlagen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiss ich (auch ich habe schon Lehrgeld bezahlt), dass es immer von Vorteil ist, wenn man sich wenigstens zu einem gewissen Grad auf einem Fachgebiet selber auskennt. Man muss dabei überhaupt kein Profi sein, aber man sollte den Blick fürs Ganze haben.

Bei allen schwierigen und weitreichenden Fragen können Sie natürlich Dritte beauftragen und soviel wie möglich an diese delegieren. Sie können praktisch jede Dienstleistung auf dem Markt einkaufen. Aber um eines kommen Sie nie herum: Sie müssen die Leute auswählen, die Sie beraten und die in Ihrem Interesse handeln. Wie wollen Sie diese Treuhänder bestimmen, wenn Sie nichts haben, woran Sie sich halten können? Wie können Sie einem Architekten, der im weiteren Sinne auch ein Treuhänder ist, die richtigen Fragen stellen? Wie kommen Sie an die echten Könner ihres Faches überhaupt heran? Sind es jene, welche am aufdringlichsten nach Kunden suchen? Oder jene, die sich zufälligerweise in Ihrem Bekanntenkreis befinden? Ohne ein elementares Grundwissen ist es daher ziemlich dem Zufall überlassen, ob Sie das beste Resultat erreichen, beim Bauen und anderswo.

Der Autor möchte Sie davor bewahren, beim Bauen aus Schaden klug zu werden. Das ist das oberste Ziel, das ich mir beim Verfassen dieses Ratgebers gesetzt habe. Das Buch soll Sie in die Lage versetzen, als Bauherr den Blick fürs Ganze zu erlangen.

Für ambitionierte Bauherren ist diese Schrift aber noch weit mehr. Sie finden hier eine grosse Menge konkreter Ratschläge zu den unterschiedlichsten Sachfragen. Ein nützliches Arbeitsinstrument dafür ist das detaillierte Stichwortverzeichnis (Index) im Anhang.

Ein einseitiges Buch

Es gibt diverse Publikationen mit dem Anspruch, Bauherren zu beraten, ernsthafte, belanglose und leider auch dilettantische. Der vorliegende Ratgeber kommt aber bei etlichen Sachfragen zu etwas anderen Empfehlungen als die übrigen Schriften. - Was können die Gründe sein für diese unterschiedlichen Ansichten?

 

  • Grund 1: Nur ein Autor

Einige Ratgeber für Bauherren werden von Autorenkollektiven verfasst: ein Architekt beispielsweise behandelt das traditionelle Vorgehen, ein Generalunternehmer erläutert das GU-Modell, ein Sanitärinstallateur schreibt über zeitgemässe Küchen und Bäder und so weiter. Das hat durchaus seine Vorteile: jedes Fachgebiet hat einen Profi auf dem Gebiet als Autor. Dadurch ergeben sich aber auch gewisse Schwierigkeiten. Es ist verständlich, dass die Autoren bei der Abfassung ihrer Beiträge ihre eigenen beruflichen Interessen nicht vernachlässigen. Die von ihnen am Markt angebotenen Leistungen werden in einem guten Licht dargestellt. Die Vorzüge werden geschickt herausgehoben, die Nachteile höchstens gestreift oder verharmlost. Es treten in den verschiedenen Argumentationen daher zwangsläufig Widersprüche auf. Geradezu klassisch sind die unterschiedlichen Positionen bei Architekten und Generalunternehmern. Was bei der üblichen Art der Darstellung daher oft fehlt, ist die übergeordnete Sicht. Viele Beiträge sind reine PR-Artikel. Angesichts dieses Sammelsuriums von Meinungen mögen sich einige Leser vielleicht sogar fragen, ob sie nach der Lektüre klüger seien als zuvor.

Dieses Buch ist anders. Es hat nur einen Autor, der zudem nicht abgeneigt ist, klar Stellung zu beziehen. Er kneift nicht, wenn Widersprüche auftreten, sondern bekennt Farbe. Lieber riskiert er, mit einer Ansicht schiefzuliegen, als es mit einem schwammigen Gemeinplatz bewenden zu lassen. Als Resultat darf eine einigermassen einheitliche Darstellung der behandelten Gegenstände erwartet werden, betrachtet natürlich aus der Optik des Autors. Ich möchte mir aber keinesfalls anmassen, meine Sicht der Dinge als die einzig objektiv richtige zu bezeichnen. Wie auf vielen anderen Gebieten gibt es vermutlich auch beim Bauen mehrere Wahrheiten. Für allfällige klare Irrtümer, die kaum vermeidbar sind, bitte ich um Nachsicht.

 

  • Grund 2: Starker Praxisbezug

Die Ratschläge dieses Buches stammen aus der Praxis, als Architekt, Bauleiter, Projektleiter, Fabrikplaner und natürlich als professioneller Bauherrenberater. Sie sind das komprimierte Resultat von rund zwanzig Jahren Erfahrung in der Baubranche.

Die vorliegende Schrift geht besonders dort weit ins Detail, wo die Bauherrschaft häufig ganz auf sich allein gestellt ist und unabhängige Unterstützung braucht. Dies ist beispielsweise beim Architektenvertrag der Fall. Soweit ich es beurteilen kann, liefern zu diesem Thema nicht einmal Publikationen für Fachleute eine vergleichbare Fülle von konkreten Hinweisen aus der Praxis. Ratgeber für Bauherren sind noch viel weniger ergiebig.

 

  • Grund 3: Vorbild Industrie

Wenn an einigen Stellen dieses Buches der Verdacht durchschimmern sollte, dass bestimmte Ansichten eher der Industrie entstammen und untypisch seien für das Bauwesen, dann trügt diese Vermutung keineswegs. Dem Autor sind nämlich beide Welten nicht ganz fremd. Er ist zwar Architekt, aber auch Betriebsingenieur. Mit Vorliebe bewegt er sich an der Nahtstelle von Industrie und Bauwesen.

Die Welt der Industrie ist vermutlich einiges effizienter als jene des Bauens. Das Bauwesen kann von der Industrie lernen. In diesem Buch werden ein paar bedenkenswerte Möglichkeiten dargelegt.

 

Soweit die drei Gründe, wieso sich die Empfehlungen dieses Buches teilweise von anderen Ratgebern für Bauherren unterscheiden. Es ist unschwer zu erkennen, dass die vorliegende Publikation auf einer klaren Grundhaltung basiert. Die Ratschläge folgen nur einer Art von Interessen: den Interessen von Bauherrschaften, die günstig bauen wollen. Die Schrift ist daher alles andere als «ausgewogen», was in diesem Land als Markenzeichen gilt. Sie ist wohltuend einseitig. Es geht nur um die Anliegen der Leute, die beim Bauen bezahlen müssen. Das Buch ist somit nichts anderes als ein Gegengewicht zu den Publikationen von Marktakteuren, die üblicherweise auf der anderen Seite des Verhandlungstisches sitzen, wenn es um das Geschäftliche geht.

Meiner Ansicht nach hat Matthias Claudius mit folgendem Reim das Wesen eines Bauherrenratgebers, sofern er wirklich nützlich sein soll, recht gut getroffen:

«Greif nicht in ein Wespennest.
Doch wenn du greifst, so greife fest.»

(Matthias Claudius)

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