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Auswahl der übrigen Bauplaner

Wenn die Bauherrschaft den Architekten ausgewählt hat, ist der schwierigste Teil der Planerwahl vorüber. Mit dem Architekten hat sie nämlich jetzt einen Treuhänder (bezeichnet als Gesamtleiter) zur Hand, der sie bei der Verpflichtung der übrigen Planer unterstützt. Zu diesen gehören der Bauingenieur, die Haustechnikplaner und allenfalls noch weitere Spezialisten.

Zum grundsätzlichen Vorgehen

Der Architekt erstellt für die auszuwählenden Planerkollegen die Pflichtenhefte und bereinigt die Schnittstellen zwischen den Planungsleistungen. Dann handelt er mit ihnen die Vertragskonditionen aus. Bei grösseren Projekten empfiehlt es sich, pro Fachgebiet von mehreren Planern Offerten einzuholen. Der Architekt prüft dann die Konkurrenzangebote und unterbreitet der Bauherrschaft einen Vergebungsantrag. Wie beim Architektenvertrag sollten die Honorarkonditionen unbedingt vor Arbeitsbeginn festgelegt werden.

Der Bauherrschaft steht es frei, vor der Auftragserteilung anhand der Vertragsentwürfe mit den Planern noch weitere Verhandlungen zu führen, insbesondere wenn mehrere Angebote vorliegen. Die meisten Bauherren begnügen sich aber damit, die Honorarverträge zu unterzeichnen, die ihnen vom Architekten unterschriftsreif vorgelegt werden. So oder so müssen sie sich nicht um die Details der Vertragsgestaltung kümmern. Darum greifen wir nachfolgend bezüglich der Verpflichtung der übrigen Planer nur einige grundsätzliche Aspekte heraus.

Meistens schliesst die Bauherrschaft mit jedem Planer einzeln einen Vertrag ab. Bei diesem klassischen Verfahren werden die Planer als Einzelleistungsträger bezeichnet. Sie kann die Planungsleistungen aber auch im Paket einkaufen. Man spricht dann vom Generalplanermodell.

A. Der Bauingenieur - ein unscheinbarer Profi

Der Bauingenieur ist im Hochbau zuständig für die statische Bemessung des Tragwerks. In einem ersten Schritt ermittelt er die Lasten, die auf das Bauwerk einwirken. Normalerweise fängt er beim Dach an und hört beim Fundament auf, weil dieses das ganze Gebäude tragen muss. Dann dimensioniert er die einzelnen Elemente des Tragwerks wie Decken, Stützen oder Bodenplatten, was unter Umständen komplexe Berechnungen erfordert. Getrennt nach Arbeitsgattungen (Beton, Stahl etc.) erstellt er anschliessend die Leistungsverzeichnisse, die als Grundlage für die Offertan-fragen und Werkverträge dienen.

Im Rahmen der Ausführungsplanung fertigt der Bauingenieur die Unterlagen für die Bauausführung an. Dazu gehören Schalungspläne, Armierungspläne oder Bestellisten für die Armierungseisen. Er ist ebenfalls verantwortlich für die Fachbauleitung der Tragwerke. Er kontrolliert beispielsweise, ob der Baugrund unter den Fundamenten tragfähig genug ist oder ob die Armierungseisen richtig verlegt sind.

 

  • Unterschiedliche Anforderungen

Die Anforderungen an den Bauingenieur sind je nach Bauaufgabe ausgesprochen unterschiedlich. Höchste Ansprüche an Können und Kreativität stellen vor allem grössere und statisch anspruchsvolle Bauwerke. Es muss nicht gerade ein Wolkenkratzer sein, auch eine 20 Meter hohe Industriehalle mit schweren Laufkranen ist schon schwierig. Es empfiehlt sich, für derartige Aufgaben einen Fachmann zu verpflichten, der einschlägige Erfahrungen hat. Die meisten Ingenieure haben nämlich ihre Spezialgebiete (Grundbau, Stahlbau, Holzbau etc.). Es lohnt sich, dieses Know-how zu nutzen. Allenfalls kann es sogar angezeigt sein, bei grossen Projekten für Teilaufgaben unterschiedlich spezialisierte Ingenieure zu verpflichten.

Bei einfachen Bauaufgaben wie etwa einem Einfamilienhaus dagegen ist die Tätigkeit des Baustatikers routinehaft. Nicht höchstes Können ist hier gefragt, sondern günstige Honorare. Bei Standardleistungen von Bauingenieuren ist das Preisniveau notorisch gedrückt. Am meisten Chancen im Wohnungsbau hat daher ein Anbieter mit einer günstigen Kostenstruktur.

 

  • Licht unter dem Scheffel

Im Unterschied zu den Architekten stellen die Bauingenieure in der Regel ihr Licht zu stark unter den Scheffel. Meist merkt die Bauherrschaft gar nicht, über welches Know-how sie verfügen und wie elegant sie ihre High-Tech-Hilfsmittel für ihre Arbeit einsetzen, ohne dies gross herauszustreichen.

Ein eindrückliches Beispiel für die fehlende Selbstinszenierung der Bauingenieure ist der Bau des Centre Pompidou in Paris (Quelle: The Economist, 16. Mai 1998, Seite 107 ff.). Das Grundkonzept des Entwurfs ist im Vorfeld des Wettbewerbs vom wohl bedeutendsten europäischen Ingenieurbüro der Nachkriegszeit entwickelt worden, der Ove Arup Partnership aus England. Für die Ausarbeitung des Entwurfs ist dann zuerst der Architekt Richard Rogers beigezogen worden, dem später auch noch Renzo Piano folgte. Während die beiden Architekten mit diesem un-gewöhnlichen Projekt weltberühmt geworden sind, ist der Name Ove Arup in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt geblieben.

 

  • Bescheidene Profis

Gemäss meinen Erfahrungen sind Bauingenieure in der Regel pflegeleichte Planer. Ich könnte keinen anderen Berufsstand im Bauwesen nennen, mit dem ich in der Vergangenheit weniger Probleme gehabt hätte. Bauingenieure sind unspektakuläre Profis, die ihr Handwerk verstehen.

B. Planer für elektrische Anlagen

Ein weiterer Planungsbereich neben Architektur und Statik ist die Haustechnik, auch als Gebäudetechnik bezeichnet. Mit Vorteil gliedert man dieses weitläufige Gebiet der Ver- und Entsorgung in zwei Teile: der eine Teil umfasst die stromgebundenen Systeme, der andere Teil alles, was mit Wasser und Luft zu tun hat. In diesem Abschnitt befassen wir uns mit dem ersten Teil.

Die Elektroplanung ist innerhalb der Haustechnikplanung eine Welt für sich. Fachlich sind die Planer ganz anders ausgebildet als ihre Kollegen, die mit Wärmetechnik, Sanitär und dergleichen zu tun haben. Das Gebiet der elektrischen Anlagen ist in den letzten Jahrzehnten ständig umfangreicher geworden, und der technische Fortschritt dürfte auch in Zukunft rasant sein. Schlagworte wie «Intelligente Gebäude» oder «Datenautobahnen» lassen erahnen, was an elektrischen Einrichtungen noch alles auf uns zukommen dürfte.

 

  • Planungsgebiete

Die Elektroinstallationen werden meistens unterteilt in Anlagen für Stark- und Schwachstrom. Obwohl das Starkstromnetz in der Regel deutlich mehr kostet, ist es ingenieurmässig die einfachere Planungsaufgabe. Grundsätzlich geht es darum, Starkstrom von einer Quelle aus an eine Vielzahl von Endverbrauchern wie Leuchten, Motoren, Steckdosen und so weiter zu verteilen. Komponenten des Starkstromsystems sind unter anderem Trafos, Zähler, Haupt- und Unterverteilungen sowie jede Menge Kabel. Ein wichtiges Teilgebiet der Starkstromplanung ist die Beleuchtung.

Im Gegensatz zur Starkstromplanung umfasst die Schwachstromplanung eine grosse Zahl von vielfach unabhängigen Systemen, teilweise aus dem Gebiet der Hochtechnologie. Vielfach besteht bei den Schwachstromanlagen ein Ermessensspielraum darüber, was als Bestandteil des Gebäudes zu betrachten ist und was zu den Betriebseinrichtungen des Nutzers gehört. Einige Systeme zählen im weiteren Sinn zur Kommunikation, in erster Linie Telefonanlagen und Datennetze. Andere dienen primär Ueberwachungszwecken, etwa Alarm- und Brandmeldeanlagen. Auch die Gebäudeleittechnik als zentrale Überwachung der gesamten Haustechnik ist ein Gegenstand der Schwachstromplanung, allerdings ein sehr spezieller. Bei dieser klassischen Querschnittaufgabe sind die übrigen Haustechnikplaner massgeblich beteiligt, insbesondere die Planer von Heizung und Lüftung.

 

  • Leistungsumfang

Analog zu anderen Ingenieurtätigkeiten im Bauwesen beinhaltet die Elektroplanung das ganze Spektrum der Planungsleistungen von Projekt bis Abrechnung. Eine Besonderheit allerdings ist bislang die Art und Weise gewesen, wie die Offerten eingeholt worden sind. Weil die Leistungsverzeichnisse in der Regel sehr voluminös sind, haben die Anbieter meistens nicht individuell kalkulierte Preise für die zahlreichen Einzelpositionen eingesetzt, sondern sind von den Einheitspreisen des Verbandes ausgegangen. Die Angebotssumme (gemäss Verbandspreisen) haben die Anbieter dadurch an die Marktlage angepasst, dass sie den Offertbetrag mit einem Rabattsatz mehr oder weniger stark korrigiert haben. Das «Rechnen» einer Offerte ist dadurch für einen Unternehmer recht einfach gewesen: vielfach hat es ausgereicht, wenn er den Rabatt angegeben hat. - Mit dieser kaufmännischen Usanz soll in Zukunft aus kartellrechtlichen Gründen Schluss sein. Im gesamten Baugewerbe und somit auch bei den Elektroinstallationen ist es in absehbarer Zeit untersagt, mit Verbandspreisen zu kalkulieren.

Bei der Planung der elektrischen Systeme stellen sich vielfältige Optimierungsfragen. Ein Beispiel ist die Konzeption von Datenleitungsnetzen, die gleichzeitig für Telefon und EDV nutzbar sind. Sehr anspruchsvoll ist auch die Auslegung der optimalen Ausbaustufe der Gebäudeleittechnik. Es liegt auf der Hand, dass angesichts der Komplexität der Fragestellungen und des schnellen technischen Fortschritts die fachliche Kompetenz des Elektroplaners bei der Auswahl einen sehr hohen Stellenwert hat.