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Beispiel 2: Detaillierte Kostenoptimierung mit der Elementmethode

Bei der detaillierten Variante der Elementmethode verzichtet man auf Mischpreise (Kostenkennwerte) von zusammengehörenden Gruppen von Bauelementen und berechnet die Kosten jedes Elementes einzeln, was für die Bauherrschaft sehr anschaulich ist. Die Kostenermittlung ist eher genauer als beim traditionellen Kostenvoranschlag (meistens 10%), allerdings ist der Aufwand wesentlich geringer.

Da die detaillierte Elementmethode zu recht umfangreichen Dokumenten führen kann, wenn die Kosten von kompletten Gebäuden ermittelt werden, beschränken wir uns auf einen kleinen Ausschnitt aus einer Kostenberechnung. Mit dem ausgewählten Teil wollen wir zeigen, wie einfach und anschaulich mit der Elementmethode Feinoptimierungen am Bauprojekt durchgeführt werden können.

 

  • Ausgangslage

Das Prinzip der detaillierten Elementmethode demonstrieren wir am Beispiel der Fassade einer hohen, eingeschossigen Industriehalle. Die Aufgabe besteht darin, die Kosten der Fassade zu ermitteln und die Kostenfolgen von Varianten der Ausführung und der Gestaltung aufzuzeigen.

Aus praktischen Gründen beschränken wir uns auf ein Fassadenstück von 12 m Länge (vgl. Zeichnung; Variante A). Die Höhe der Fassade vom Boden bis zum Dachrand beträgt 10.50 m. Den unteren Abschluss bildet eine massive, 1.25 m hohe Betonbrüstung. Darüber befindet sich ein durchgehendes (horizontales) Fensterband. Der grosse Rest des Fassadenstücks besteht aus einer konventionellen Metallfassade in Leichtbauweise, die auf das Stahlskelett montiert wird.

 

Ausführungsvarianten der Fassade: mit oder ohne vertikales Fenster

 

Im Laufe der Planung stellt sich die Frage, ob zusätzlich zum horizontalen Fensterband ein vertikales Fenster in die Fassade eingefügt werden soll (Variante B). Dieses ist aus funktionalen Gründen nicht unbedingt notwendig, weil die Halle durch Lichtbänder im Dach genügend belichtet wird. Die Bauherrschaft würde sich aber trotzdem dafür entscheiden, sofern die Zusatzkosten vertretbar sind, denn das zusätzliche Fenster erlaubt für die Mitarbeiter einen grosszügigen Blick ins Freie und stellt ein attraktives Gestaltungselement für die Fassade dar.

 

  • Variantenvergleich

Mit der Elementmethode können die Kosten der beiden Ausführungsvarianten A und B (mit oder ohne zusätzliches Fenster) leicht ermittelt werden. Aus der Tabelle oben geht hervor, dass das zusätzliche Fenster Mehrkosten von 3 240 Fr. ergibt. Die Bauherrschaft beschliesst, diese Variante auszuführen.

 

Anwendung der detaillierten Elementmethode (Fassade einer Industriehalle)

Andere Bezeichnung für diese Methode der Kostenplanung (gemäss CRB):
«Kostenermittlung mit Berechnungselementen»

Untersuchungsobjekt

  • Fassadenstück von 12 m Länge für eine Industriehalle
  • Fassadenhöhe 10.50 m
  • Betonbrüstung; umlaufendes horizontales Fensterband
  • Variante A: ohne zusätzliches vertikales Fenster
  • Variante B: zusätzliches vertikales Fenster
  • Metallfassade in üblicher Leichtbauweise

Alle Positionen verstehen sich inkl. Nebenarbeiten

Var. A
ohne vertikales Fenster
Var. B
mit vertikalem Fenster
m2 Fr. m2 Fr.
1. Betonbrüstung isoliert
Betonbrüstung 1.25 m hoch
Vormauerung Kalksandstein
Isolation 10 cm
Richtwert 250 Fr./m2
15
3 750
15
3 750
2. Metallfassade
Innenwandkassette Stahlblech
Wärmedämmung 10 cm
Aussenwandprofil Alu; sinus; vertikal
Richtwert 200 Fr./m2
89
17 800
80
16 000
3. Fensterband horizontal
Leichtmetall; einzelne Oeffnungsflügel mit Nebenarbeiten wie Fensterbank, Leibungszuschläge etc.
Sonnenschutz nicht berücksichtigt
Richtwert 680 Fr./m2
22
14 960
22
14 960
4. Fenster vertikal
Leichtmetall; fest verglast
mit Nebenarbeiten
Richtwert 540 Fr./m2
9
5 040
Fassade total (12 m Länge)
126
36 510
126
39 750
Mehrkosten Fassade B
3 240

 

  • Richtwerte der Elemente

Von den vier Kostenrichtwerten, die wir im Beispiel verwenden, können drei (teilweise modifiziert) dem Berechnungselemente-Katalog entnommen werden: die Betonbrüstung sowie die horizontalen und vertikalen Fenster. Bei der Metallfassade trifft dies nicht zu: Sie gehört in die Kategorie der bauaufgabentypischen Spezialelemente. Für dieses Bauteil kalkuliert der Baukostenplaner mit Vorteil einen eigenen Richtwert, indem er ähnliche ausgeführte Bauten auswertet. Sorgfältig dokumentierte Spezialelemente können für Planer und Bauherrschaft ausgesprochen nützliche Detailinformationen enthalten. Im Falle der Metallfassade beispielsweise geht aus der Kalkulation des Bauteils hervor (siehe nachfolgende Tabelle), dass die vertikalen Zierelemente («Lisenen» ) pro Quadratmeter 14 Fr. kosten. Bei der ausgeführten Variante B verteuern die rein dekorativen Lisenen somit die gesamte Fassade (39 750 Fr.) um knapp 3% (80 m2 x 14 Fr./m2 = 1 120 Fr.).

 

Kostenstruktur der Metallfassade (ohne Fenster und Betonbrüstung)

Position Richtpreis
1. Innenwandkassette Stahlblech
74.- Fr./m2
2. Wärmedämmung 10 cm
31.- Fr./m2
3. Aussenwandprofil Alu; sinus; vertikal
53.- Fr./m2
4. Fassadenaussteifungen Stahl
16.- Fr./m2
5. vertikale Lisenen (Zierelemente)
14.- Fr./m2
6. diverse Nebenarbeiten
12.- Fr./m2
7. Abschlussprofil Dachrandabdeckung (nicht enthalten)
Richtwert Metallfassade total
200.- Fr./m2