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Normpositionen und Leistungsverzeichnisse

Das Erstellen der Ausschreibungsunterlagen für Bauleistungen ist sicherlich primär die Angelegenheit der beauftragten Planer. Da die Ausschreibungsunterlagen jedoch eine wichtige Vorstufe sind im Hinblick auf den Abschluss der Werkverträge, sollte die Bauherrschaft trotzdem in den Grundzügen darüber informiert sein. Zudem können mit geschickt erstellten Ausschreibungsunterlagen die Baukosten in einer gewissen Bandbreite beeinflusst werden.

Zuerst befassen wir uns mit den Hilfsmitteln und Techniken, die im Bauwesen beim Erstellen der Ausschreibungsunterlagen angewendet werden.

Das Prinzip der Ausschreibung mit Normpositionen

Wenn die Bauherrschaft für Bauleistungen von mehreren Lieferanten oder Unternehmern Angebote einholen will, benötigt sie Ausschreibungsunterlagen. Das sind Dokumente, welche die gewünschten Leistungen möglichst eindeutig beschreiben. Neben Plänen kommen dafür in erster Linie Leistungsverzeichnisse in Frage.

Das Leistungsverzeichnis, auch Devis genannt, ist eine Liste von kleinen Arbeitsschritten, die für eine Gesamtleistung zu erbringen sind. Normalerweise entspricht der Leistungsumfang eines Devis einer Arbeitsgattung. Das sogenannte Devisieren ist eine anspruchsvolle Planungsarbeit. Es braucht dazu breite technische Kenntnisse und viel Erfahrung. Für die meisten Arbeitsgattungen existieren für die Devisierung standardisierte Ausschreibungstexte. Sie werden als Normpositionen bezeichnet. Die Sammlung aller Normpositionen ist der Normpositionen-Katalog NPK. Dieses Normenwerk ist in der Bauwirtschaft stark verbreitet. Der Normpositionen-Katalog ist ausgesprochen umfangreich und umfasst in der Papierform mehrere Ordner. In rund 200 Kapiteln beinhaltet er rund eine Million Normpositionen (Hochbau, Tiefbau, Untertagbau, Gebäudetechnik).

Im nachfolgenden Beispiel greifen wir zur Illustration eine beliebige Normposition aus dem NPK heraus. Mit der ausgewählten Normposition 314.131.132 wird präzis und eindeutig beschrieben, wie eine Kalksandsteinmauer beschaffen ist. Der Baumeister weiss also genau, was er anbieten muss.

Beispiel einer Normposition aus dem Normpositionen-Katalog NPK

Die Normposition ist neunstellig und lautet für das obige Beispiel 314.131.132. Sie stammt aus dem Kapitel 314 (Mauerwerk) und bezeichnet ein Einsteinmauerwerk aus Kalksandstein ohne besondere Eigenschaften, gleichzeitig mit dem Rohbau erstellt, vollfugig gemauert, Dicke 140 bis 160 mm und Höhe 1.51 bis 3.00 m.

Vom Kostenvoranschlag zum Leistungsverzeichnis

Mit den modernen Arbeitsinstrumenten des Kostenwesens von CRB können die Leistungsverzeichnisse einfacher und schneller aus dem Kostenvoranschlag hergestellt werden als früher. Da der Kostenvoranschlag nach der elementbasierten Kostengliederung (eBKP-H 2012) und der Normpositionen-Katalog kompatibel sind miteinander, ist eine gewisse Automatisierung der Erstellung des Leistungsverzeichnisses möglich. Man spricht in diesem Zusammenhang von den Rohleistungsverzeichnissen, die sich aus dem eBKP erzeugen lassen. Dieses Prinzip wollen wir nachfolgend in den Grundzügen anschauen.

  • Basis elementbasierter Kostenvoranschlag

Wir betrachten zuerst noch einmal das Beispiel eines elementbasierten Kostenvoranschlags und insbesondere die Hauptgruppe G «Ausbau Gebäude». Die Kosten pro Element sind hier aus einzelnen Elementarten zusammengesetzt. Das Element G2.1 «Fugenloser Betonbelag» besteht zum Beispiel aus den Elementarten «Gussasphalt» (321 m2 x 81 Fr./m2 = 26 000 Fr.) und «Epoxidharzbelag» (314 m2 x 70 Fr./m2 = 22 000 Fr.).

  • Rezeptur einer Elementart

Jetzt betrachten wir eine bestimmte Elementart näher, und zwar das Beispiel «Betonwand; d = 0.20 m; Typ 2» im Absatz Kostenkennwerte. Das Beispiel gibt Aufschluss darüber, aus welchen Normpositionen die Elementart besteht, nämlich aus den Normpositionen 241.231.113 (Schalung), 241.511.241 (Bewehrung), 241.631.211 (Beton) und 241.991.001 (Zuschlag für nicht aufgeführte Positionen). Weiter geht aus dem Beispiel die sogenannte Rezeptur hervor. Für einen Quadratmeter der Elementart «Betonwand; d = 0.20 m; Typ 2» werden beispielsweise 0.2 Kubikmeter Beton benötigt.

  • Leistungsverzeichnis

Bei der Erstellung der Leistungsverzeichnisse geht es nun darum, gleichartige Normpositionen zusammenzufassen, die für unterschiedliche Elementarten benötigt werden. Nachfolgend zeige ich den Mechanismus anhand der ausgewählten Normposition 241.631.211 (Beton; siehe Abbildung). – Dieser Beton ist in zwei Elementarten enthalten, und zwar in einer Aussenwand (Elementart 1) und in einer Innenwand (Elementart 3). Für die Aussenwand werden 60 m3 Beton benötigt, was aufgrund der oben angegebenen Rezeptur einer Wandfläche von 300 m2 entspricht. Für die Innenwand beträgt der Bedarf 12 m3 Beton, was 60 m2 Wandfläche ergibt. Gesamthaft beträgt die Menge der Normposition 241.631.211 (Beton) 72 m3.

Auszug aus dem NPK-Leistungsverzeichnis mit Bezug zu den verwendeten Elementarten

Quelle: CRB; Bauleistungen beschreiben und Baukosten ermitteln; Seiten 73–74