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Typ 2: Elementbasierter Kostenvoranschlag

Die Kostenermittlung nach Elementen ist, wie bereits erwähnt, eine neuere Errungenschaft im Bauplanungsgewerbe. Die Kosten des Bauwerks werden bei dieser Methode ermittelt, indem man die geschätzten Kosten der einzelnen Elemente addiert. Typische Bauelemente sind Decken, Fassaden, Fenster, Dächer, Verkleidungsbauteile und weitere mehr.

Wir betrachten zuerst den elementbasierten Baukostenplan eBKP-H 2012 näher und wenden uns nachher der Frage zu, wie die Kosten der Elemente ermittelt werden.

Der elementbasierte Baukostenplan eBKP-H 2012

Der Baukostenplan für die Elementmethode und somit das elementbasierte Pendent zum vertrauten Baukostenplan nach Arbeitsgattungen ist von der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) 2009 publiziert worden (Norm SN 506 511 Baukostenplan Hochbau). Die aktuell gültige Version hat die Bezeichnung eBKP-H 2012. – Nicht näher betrachtet wird der elementbasierte Baukostenplan Tiefbau eBKP-T 2011.

Der eBKP-H 2012 weist drei Gliederungsebenen auf (siehe nachfolgende Abbildung).

  • Erste Ebene

Die erste Ebene wird unterteilt in Hauptgruppen. Ihre Gliederung hat noch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem traditionellen Baukostenplan nach Arbeitsgattungen BKP 2001 (Näheres siehe Beispiel hier). Man findet auch hier Begriffe wie Grundstück, Vorbereitung, Umgebung, Ausstattung, Nebenkosten und dergleichen.

  • Zweite Ebene

Das Gliederungskriterium der zweiten Ebene ist die Elementgruppe. Die Hauptgruppe C «Konstruktion Gebäude» beispielsweise besteht aus Elementgruppen wie C 1 «Fundament», C2 «Wandkonstruktion» etc. Beim Baukostenplan nach Arbeitsgattungen würde man hier etwa Begriffe wie «Rohbau 1» oder «Ausbau 2» finden, die auf einer ganz anderen Logik basieren.

  • Dritte Ebene

Richtig anschaulich wird der Baukasten auf der dritten Gliederungsebene, bei den Elementen. Ausgewählt ist im Beispiel die Elementgruppe E 2 «Äussere Wandbekleidung über Terrain». Hier finden wir beispielsweise die Elemente E 2.2 «Aussenwärmedämmung» oder E 2.4 «Fassadensystem».

Gliederung des elementbasierten Baukostenplans eBKP-H 2012

Elementarten

Die Elemente lassen sich weiter differenzieren, indem sogenannte Elementarten geschaffen werden. In der Sprache der Fachleute des Kostenwesens ausgedrückt können Elementarten durch ausgewählte Unterpositionen eines NPK-Kapitels frei gebildet werden (Quelle: CRB, Bauleistungen beschreiben und Baukosten ermitteln; Seite 69). Da die Elementarten nicht Bestandteil des eBKP sind, enthalten sie (im Unterschied zu den Elementen der dritten Gliederungsebene) auch keinen Code, der sie eindeutig identifiziert. Die Elementarten sind also nicht genormt. Im Hinblick auf den Aufbau eines elementbasierten Kostenvoranschlags können somit bestehende Elementarten übernommen, aber auch neue geschaffen werden.

In der unten stehenden Tabelle sind einige Elementarten aufgeführt, die im realen Beispiel eines elementbasierten Kostenvoranschlags (siehe weiter unten) verwendet werden.

Einige Beispiele von Elementarten

Kostenkennwerte

Die Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) beschränkt sich nicht darauf, die Kostengliederungssystematik des eBKP zu publizieren. Sie unterstützt zusätzlich die Planer bei ihrer Arbeit, indem sie ihnen bei Bedarf Kosteninformationen zur Verfügung stellt. Dies geschieht einerseits durch den Objektartenkatalog OAK, der Kennwerte auf Stufe Hauptgruppe und Elementgruppe enthält, andererseits durch den Elementarten-Katalog EAK, der Kostenangaben für Elementarten beinhaltet. Nachfolgend betrachten wir ein ausgewähltes Beispiel eines Kostenkennwerts für eine Elementart näher.

Beispiel eines Kostenkennwerts für eine Elementart:
Betonwand; d = 0.20 m; Typ 2 (vereinfachte Darstellung)

Quelle: CRB; Bauleistungen beschreiben und Baukosten ermitteln; Seite 70

In obigem Beispiel beträgt der Kostenkennwert für die angenommene Art der Ausführung der Betonwand 144.49 Fr./m2. Dieser Richtpreis umfasst alle Teilleistungen, die der Baumeister für die Erstellung dieser Betonwand erbringen muss. Dazu gehören die Schalung, die Bewehrung (Armierung) und der Beton. Die üblichen Nebenarbeiten sind in der Form eines Zuschlags berücksichtigt.

Im betrachteten Beispiel geht es um eine ganz bestimmte Ausprägung des Elements C 2.1 «Aussenwandkonstruktion». Es handelt sich nämlich um eine Betonwand der Dicke 20 cm, einer maximalen Höhe von 2.50 m und dem verwendeten Schalungstyp 2. Dem Anwender steht es frei, das Element nach seinen Bedürfnissen anzupassen. Die Wanddicke kann beispielsweise auch mit 30 cm angenommen werden, oder für die Schalung kann der Typ 1 gewählt werden.

Beispiel eines elementbasierten Kostenvoranschlags

Ein elementbasierter Kostenvoranschlag ist in der Regel recht umfangreich. Wir betrachten deshalb im nachfolgenden Beispiel (Anbau an ein Industriegebäude) nur die Hauptgruppe G «Ausbau Gebäude» (Seite 2 des Beispiels) etwas genauer. Bei den übrigen Hauptgruppen werden nur die Kosten der Elementgruppen angegeben.

  • Erläuterungen zum Beispiel

Die Anschaulichkeit der Elementmethode für die Bauherrschaft zeigt sich primär anhand der mittleren der drei Seiten (Seite 2 von 3) des nachfolgenden Beispiels, auf der die Kostenermittlung für den Ausbau Gebäude detailliert dargestellt ist. Die Tabelle enthält Kostenkennwerte von unterschiedlichen Ausführungen von Bodenbelägen, Wandbekleidungen und dergleichen. Mit diesen Informationen kann die Bauherrschaft viel eher ein Gefühl für die Kostenstruktur entwickeln, als wenn die Kostenangaben nur gegliedert nach Arbeitsgattungen vorliegen.

Es sei daran erinnert, dass Nebenarbeiten und Zuschläge aller Art in die Kostenkennwerte eingeschlossen sind. Die Kosteninformationen können daher schnell und mit wenig Aufwand verarbeitet werden. Dies wirkt sich besonders bei komplexen Elementen positiv aus (siehe Beispiel Betonwand im Absatz «Kostenkennwerte»). Ohne Elementmethode müssten die beauftragten Bauplaner schon ziemlich viel rechnen, um die Kosten einer Mengeneinheit Betonwand ermitteln zu können. Die anteiligen Kosten von Schalung, Bewehrung und Beton müssten aufwendig ermittelt werden. Zudem gilt es noch, die Nebenarbeiten in Form eines Zuschlags zu berücksichtigen.

Mit der elementbasierten Betrachtungsweise geht die Kostenermittlung wesentlich schneller. Für die Bauherrschaft hat dies die positive Auswirkung, dass die Bauplaner Kostenoptimierungen einfacher durchführen können. Unterschiedliche Entwurfskonzepte und Materialisierungen können mit vertretbarem Aufwand kostenmässig bewertet werden. Die Bauherrschaft wird dabei in grösserem Ausmass zur mündigen Gesprächspartnerin der Bauplaner als beim traditionellen Kostenvoranschlag.

Der nachfolgende reale elementbasierte Kostenvoranschlag ist gegliedert nach der Ausgabe 2009 des eBKP-H (also nicht nach der neusten Ausgabe von 2012). Die Unterschiede sind allerdings recht klein.

Kostenvoranschlag nach eBKP-H (Ausgabe 2009); Seite 1/3
Hauptgruppen B bis F

Kostenvoranschlag nach eBKP-H (Ausgabe 2009); Seite 2/3
Hauptgruppe G «Ausbau Gebäude» detailliert dargestellt

Kostenvoranschlag nach eBKP-H (Ausgabe 2009); Seite 3/3
Hauptgruppen H bis Z

Exkurs: Die Elementkostengliederung EKG 1995

Im Vorgängerbuch «Günstiger bauen» (erschienen 1999) ist noch eine elementbasierte Methode der Kostenplanung beschrieben gewesen, die als Elementkostengliederung EKG 1995 bezeichnet worden ist. Sie hat den grossen Nachteil gehabt, dass sie nicht kompatibel mit dem normalen Baukostenplan BKP (nach Arbeitsgattungen) gewesen ist. Als Instrument zur Kostenplanung (Erstellung eines elementbasierten Kostenvoranschlags) hat sie zwar ihre Qualitäten gehabt, ihr hat aber die Durchgängigkeit zu anderen Planungsinstrumenten gefehlt. Zur Erstellung der Leistungsverzeichnisse gemäss Normpositionenkatalog NPK beispielsweise haben die Werte aus der EKG 1995 aufwendig umgeschlüsselt werden müssen.