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A: Raumbezogene Nutzeranforderungen
Angesichts des grossen Umfangs gliedern wir das Thema der Nutzeranforderungen in zwei Teile:

Teil A: Raumbezogene Nutzeranforderungen
Im Teil A (siehe nachfolgende Ausführungen) geht es um Spezifikationen für einzelne Räume (Fläche, Layout, Abläufe, Betriebseinrichtungen etc.).

Teil B: Systembezogene Nutzeranforderungen
Im separaten Teil B geht es um Teilsysteme, die das Gebäude als Ganzes betreffen (Sicherheit, Gebäudetechnik etc.).

>> weiter zum Teil B: Systembezogene Nutzeranforderungen


Grundsätzliches zu den Nutzeranforderungen

Raumprogramm
Raumprogramm
Bei den meisten Bauvorhaben ist es für die späteren Nutzer keine leichte Aufgabe, ihre Anforderungen an das Bauwerk zu formulieren. Denken wir etwa an Bauten des Gesundheitswesens, der Lehre und Forschung oder des öffentlichen Verkehrs. Die Nutzeranforderungen setzen sich zusammen aus Beschreibungen der Nutzung der einzelnen Räume sowie aus Anforderungen aus Nutzersicht für zahlreiche Systeme, welche das Gebäude als Ganzes betreffen (Sicherheit, Gebäudetechnik, etc.).

Viele nutzerseitige Stellen sind an der Spezifikation der Anforderungen beteiligt, neben den direkten Nutzern beispielsweise auch die Informatik, die Sicherheitsorganisation, der Gebäudeunterhalt oder Spezialisten zur Betreuung von Betriebseinrichtungen. Es braucht daher eine (nutzerseitige) Projektleitung, die sich um die systematische Aufbereitung und Koordination der Nutzeranforderungen kümmert und gegenüber anderen Projektbeteiligten (Bauherrschaft, Bauplaner) als offizielle Schnittstelle wirkt. Die Nutzerprojektleitung ist eine anspruchsvolle Projektmanagementaufgabe, da sie eine grosse Menge von Informationen zu verarbeiten hat.

Die Nutzeranforderungen für ein Bauprojekt werden in verschiedenen Stufen konkretisiert. In einem frühen Stadium der Projektentwicklung spielt das Raumprogramm eine wichtige Rolle. Wie weiter die Projektentwicklung fortschreitet, umso mehr stehen qualitative Anforderungen an bauliche Teilsysteme im Vordergrund.

Im Teil A betrachten wir zuerst die Nutzeranforderungen näher, die sich auf das Raumprogramm als Ganzes oder auf einzelne Räume davon beziehen:


Raumprogramm

Das Raumprogramm ist ein zentraler Teil der Nutzeranforderungen und definiert im Wesentlichen die Grösse eines Bauvorhabens und somit die ungefähren Investitionskosten. Bei Architekturwettbewerben stellt es den Kern der Nutzeranforderungen dar.

Das links dargestellte Beispiel eines Raumprogramms ist nur als Zusammenfassung zu verstehen. In der detaillierten Version weisen die einzelnen Räume in der Regel umfassendere Spezifikationen auf (z.B. Raumhöhe; Traglast; Raumklima; Medienversorgung; etc.).

Bereits in einem frühen Planungsstand kann das Raumprogramm zudem grobe raumbezogene Nutzeranforderungen gemäss den untenstehenden Beispielen 1 bis 3 enthalten (Layoutprinzip; Möblierungskonzept; Ablaufschema; etc.).


Raumbeispiel 1:
Sitzungszimmer für politische Konferenzen

Sicherheitsrat, UNO New York
Abrüstungs-Konferenz, UNO Genf
Bekannte Konferenzräume.
Oben: Sicherheitsrat, UNO New York.
Unten: Abrüstungs-Konferenz, UNO Genf.
Ein Konferenzraum für politische Gremien stellt ein gutes Beispiel eines spezifischen Raumes mit vielfältigen Nutzeranforderungen dar. Anhand eines Sitzungszimmers für den Ratsbetrieb wollen wir uns eine Vorstellung von der Komplexität der Anforderungen verschaffen.

Als Pflichtenheft für die Bauplaner wird ein umfangreiches Dokument mit Nutzeranforderungen erstellt, welches in Form von Text und Zeichnungen Aspekte wie die folgenden umfasst:

  • Sitzordnung (Präsidium; unterstützendes Personal; Experten etc.)
  • Ausrüstung mit Konferenz- und Präsentationstechnik
  • Einrichtungen für die Protokollierung
  • Beschallung; Beleuchtung
  • Standort und Ausrüstung des Referenten bei Präsentationen 
  • Konzept für die Saalregie (Bedienung aller technischen Systeme)
  • Medienanschlüsse für die Sitzungsteilnehmer
  • Versorgung mit Hilfsmaterial und Getränken
  • Vorzone des Sitzungszimmers (Supportfunktion für den Sitzungsbetrieb)

.

Sitzungszimmer des Schweizerischen Parlaments in Bern
Sitzungszimmer des Schweizerischen Parlaments in Bern
(Foto Parlamentsdienste; Quelle: frei zugängliche Bilder auf der Homepage des Parlaments; Stand 2013)
Interessierte finden weitere Bilder von Sitzungszimmern im Parlamentsgebäude auf der Homepage des Schweizerischen Parlaments (Fotogalerie -> Parlamentsgebäude).
>> Link: www.parlament.ch

Raumbeispiel 2:
Öffentlicher Raum mit hohen Personenfrequenzen

Symbolbild hohe Personenfrequenzen
Symbolbild hohe Personenfrequenzen
Symbolbild hohe Personenfrequenzen
Symbolbild hohe Personenfrequenzen
Stellen wir uns vor, dass öffentlich genutzte Räume mit hohen Personenfrequenzen und komplexen betrieblichen Abläufen zu planen sind. Da bei derartigen Bauaufgaben die Ansprüche an die formale Gestaltung hoch sind, werden diese Räume samt Betriebseinrichtungen von Architekten geplant. Im Unterschied etwa zu Fabriken gibt es hier meistens keine Betriebsplaner, die sich um Abläufe und Layouts kümmern.

Beispiele:

  • Passagierzone im Flughafen (Gepäckaufgabe; Einchecken; Passkontrolle etc.)
  • Bahnhof (Kundenbereiche; Umsteigezonen; Dienstleistungen; etc.)
  • Eingangshalle in einem Museum (Garderobe; Tickets; Kiosk; Information; etc.)
  • Schalterhalle in einer Bank
  • Lobby in einem Hotel

In der Regel müssen bei solchen Planungsaufgaben die nutzerseitigen Anforderungen sehr genau beschrieben werden. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn die Abläufe in der Form von Prozessen analysiert und dokumentiert werden. Man geht also ähnlich vor wie bei der Qualitätssicherung von Unternehmen, wo die Prozessbeherrschung im Zentrum steht.

Resultat der Analyse sind Ablaufschematas für Prozesse. Da es meistens um die Planung von mehreren Prozessen mit unterschiedlichen Prozesseignern geht, sind die Schnittstellen zwischen den Prozessen von besonderem Interesse.  

Darstellung von Prozessen
Darstellung von Prozessen

Raumbeispiel 3: Rechenzentrum

Rechenzentrum Ein Rechenzentrum ist ein technischer Raum, der im Unterschied zu technischen Räumen der Gebäudetechnik vom Nutzer betrieben wird (und nicht vom Gebäudeeigentümer). Der Anteil der Nutzer an der Spezifikation ist deshalb erheblich. Meistens werden für das Formulieren der Anforderungen spezialisierte Berater beigezogen.

Ausgangspunkt der Spezifikationen ist das SOLL-Mengengerüst der IT-Anlagen. Dazu gehören Server, Speicher oder das Hauptwirecenter. Zukunftsbetrachtungen sind bei der IT elementar, da sich nur wenige Branchen so schnell verändern wie diese. Ein wichtiger Trend im Hinblick auf die Bauplanung von Rechenzentren ist der zunehmende Strombedarf und, damit direkt gekoppelt, der zunehmende Bedarf an Kühlleistung.

Anhand des SOLL-Mengengerüsts lassen sich Grösse und Layout des Rechenzentrums bestimmen. Auch die geforderte Leistung der Stromversorgung  geht daraus hervor. Für die diversen Systeme des Rechenzentrums sind Sicherheitskonzepte erforderlich. Ausfallsicherheiten braucht es primär beim Strom und der Kühlung. Der Brandschutz muss gewährleistet sein und der Zutritt darf nur kontrolliert erfolgen.


>> weiter zum Teil B: Systembezogene Nutzeranforderungen